Zuchtbericht Encyocratella olivacea 2017

von Crisanta Hoffmann

Fotos: Kevin Krieger, Vanessa Geyer, Crisanta Hoffmann

Einleitung

Die Gattung Encyocratella wurde 1907 in Tansania vom Norweger Embrik Strand (Entomologe) entdeckt. Sie ist der Unterfamilie der Stromatopelminae zuzuordnen und ist orthognath, das heißt die Chelizeren stehen parallel zur Körperlängsachse.

Gegenwärtig gehören zu den Stromatopelminae 3 arboreale (baumbewohnende) Gattungen (Encyocratelle, Heteroscodra und Stromatopelma) mit insgesamt 10 beschriebenen Arten.

Encyocratella olivacea lebt in Höhen um die 2200 Meter in kühlem Klima, im nördlichen Tansania an den Hängen des Mount Meru (4560müM). Der Mount Meru ist in der Nähe von Arusha und ca. 65km vom Kilimanjaro entfernt.

Klima- und Habitatsinformationen

Tansania Karte

Tansania befindet sich in der tropisches Klimazone mit großen regionalen Differenzen bedingt durch die unterschiedlichen Höhenlagen. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 26°C, in den Küstenebenen bei 23°C in 1.200 Meter und bei 18°C in 1.700 Meter Höhe. Im Küstenbereich ist es immer feucht und heiß.

Im Landesinneren sind die Temperaturen niedriger mit geringerer Luftfeuchtigkeit. Die Nachtabkühlung ist sehr extrem.

Die Trockenzeit ist von Mai bis Oktober. In dieser Zeit fällt die Luftfeuchtigkeit von ca. 75% auf 55% ab. Das Temperaturgefälle übers Jahr reicht von 8°C Nachttemperaturen bis maximal 23°C Tagestemperaturen.

Der Vulkan Mount Meru, das letzte Mal 1910 aktiv, ist der zweithöchste Berg Tansanias und liegt im Arusha-Nationalpark. Er fasziniert durch seine Tier- und Pflanzenwelt. Das Wetter ist etwas instabiler als am Kilimanjaro.

Klimatabelle Arusha (Tansania)

 JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSepOktNovDez
Tagestemperatur282827252322212325272727
Nachttemperatur131415161513121213131414
Sonnenstunden/Tag887644446667
Niederschlagstage/Monat7711161032114410

 

Vegetation und Tierwelt

Im Habitat herrscht ein typisches Regenwaldklima mit Nebelwaldgebieten bis in die Höhen des Fundortes von Encyocratella olivacea vor, welches von Trockenperioden unterbrochen wird.

Die Tierwelt im Arusha-Nationalpark ist reich gefächert. Giraffen, Büffel, Elefanten, Zebras, Flusspferde trifft man genauso wie Leoparden, verschiedene Affenarten und ca. 400 Vogelarten wie den Nektarvogel und die Weißschwanzlerche.

Zum Betreten des Nationalparks benötigt man eine Genehmigung.

Beschreibung der Art Encyocratella olivacea

Die Grundfarbe der Art ist schwarz, wobei das Opisthosoma mit goldenen Flecken und Linien durchzogen ist. Der Carapax und die Beine ab der Patella abwärts sind goldfarben, was sie sehr attraktiv macht. Ihre Körperlänge liegt bei 5cm.

Weibchen sollen bereits im Alter von 2 bis 2,5 Jahren adult werden, Männchen ab 1,5 Jahren, wobei ich meine Weibchen schon mit 1.5 Jahren verpaarte, also kann man ein Adult Sein durchaus eher einordnen.

Bild: Weibchen
Bild: Männchen
Bild: Uterus externus

Diese Art hat nur einen Uterus externus, die Spermathek fehlt ganz. Spermien bleiben auch nach einer Häutung konserviert.

Diese Art ist eine bodenbewohnende Spinne, die gern bestehende Höhlen nutzt und komplett ausspinnt. Alle meine Tiere kann ich nicht als Baumbewohner einordnen, keines der Tiere baute in der Höhe trotz viel Kork ihr Gespinst. Alle nutzten entweder vorgegebene Korkhöhlen oder bauten am Fuß vom Gehölz ihre Höhlen.

In der Trockenzeit von Mai bis Oktober findet im Habitat die Verpaarung und der Kokonbau statt, welcher ca. 6-8 Wochen nach der Kopulation beginnt.

Encyocratella olivacea hängt ihren Kokon im Gespinst auf. Im Kokon können sich bis zu 90 Eier befinden.

Bild: ohne Bodenkontakt aufgehängter Kokon vor der Entnahme

Erfahrungen bei der Zucht

Meine 4 Tiere, stammend aus einer DNZ (deutschen Nachzucht) von November 2015, habe ich am 9.1.16 in der 1.Fresshaut erhalten.

Ungefähr ein Jahr später waren die 4 Tiere bestimmt. Die Männchen wurden ab diesem Zeitpunkt weniger gefüttert und kühler gehalten. Beide Männchen hatten im März und April 2017 ihre Reifehäutung.

Zeitgleich habe ich beide Weibchen in ihre Endterrarien mit einer Grundfläche von 40x40cm verbracht. Zur Ausstattung gehörten etliche Korkstücke, Echtpflanzen wie Hoya carnosa und Efeutute, einem Wassernapf und ca. 7cm Bodengrund.

Relativ zügig richteten sie ihr kleines Habitat ein, waren viel unterwegs und testeten etwaige Unterkünfte.

Das Männchen mit der Reifehäutung März 2017 setzte ich am 21.04.2017 zum Weibchen ins Terrarium, er lebte bis zum 28.06.2017 mit ihr zusammen und verstarb dann. Bei diesem Weibchen fand keine Verpaarung statt.

Das Männchen mit der Reifehäutung April 2017 setzte ich am 22.05.2017 zum anderen Weibchen. Er überstand die Verpaarung nicht, eine Kopulation konnte ich nicht beobachten. Sie nahm in den darauffolgenden Wochen deutlich zu.

Da ich mich nun genauer mit den Klimaeckdaten befasste, ließ ich das Terrarium vollkommen austrocknen, bot ihr nur noch Wasser im Wassernapf an.

Die Kokonphase begann am 01.08.2017. Dazu verschloss sie ihren Unterschlupf unter einem großen Korkstück, verbaute auch Pinienstücke des Substrates in ihr Gespinst.

An dieser Stelle möchte ich auf mein verwendetes Substrat eingehen. Ich habe gute Erfahrungen mit einem Gemisch von Maulwurfshügelerde, kleinen Pinienstücken und etwas Kokosziegel gemacht.

Ab dem 04.08.2017 war das Weibchen nicht mehr im Terrarium unterwegs. Ich störte in der Zeit nicht mehr, der Wassernapf wurde nicht befüllt.

Zum 12.09.2017 öffnete ich vorsichtig den Eingangsbereich ihrer Höhle und sah den Kokon, auf gehangen ohne Bodenkontakt.

Bild: Kokon aufgemacht, L1/L2/2.FH

Im Kokon befanden sich 71 Tiere im 1.Larvenstadium zuzüglich einem schwarzen Ei und einem unbefruchteten Ei.

Innerhalb der nächsten Woche bekamen die Larven dunkle Beinchen. Zum 21.9.17 hatten sich alle ins 2. Larvenstadium gehäutet.

Bild: Nymphenstadium

Die Zeitigung in einer Heimchendose erfolgte bei 20-22°C. Befeuchtet wurde nur die Zellstoff Abdeckung. Vereinzelt wurde am 17.10.2017.

Zum 25.10.2017 waren alle in der 1.Fresshaut und hatten eine Körperlänge von 7-10mm, ich konnte keine Ausfälle verzeichnen.

Die Häutung in 2.FH erfolgte zum 31.1.18, die Körperlänge betrug 1.2cm.

 

Häutungsintervalle der beiden Elterntiere

erhalten am 9.1.16 in der 1.FH, 27.2.16, 1.4.16, 5.5.16, 1.6.16, 16.7.16, 14.9.16, 20.11.16, 22.4.17 Verpaarung am 22.5.17 (9.FH)

1.0 erhalten am 9.1.16 in der 1.FH, 1.3.16, 21.4.16, 1.6.16, 30.7.16, 15.9.16, 1.12.16, 7.4.17 RH (8.FH)

Verpaarungseckdaten 2017

Adult Häutungen0.1 am 22.04.20171.0 im April 2017
Verpaarung22.05.2017das Männchen wurde gefressen
Kokonbaupause01.08.2017
Kokonfertigstellung04.08.2017
Kokonentnahme12.09.201771 L1, 2 nicht in Ordnung
Häutung in L221.09.2017
Häutung 1. FH25.10.2017
Häutung 2. FH31.01.20181 Tier mit Fehlhäutung

 

Fazit

Als Fazit kann man feststellen, dass Tiere ab der 8./9.FH verpaart werden können und ab Beginn der Kokonphase sollte akribisch die Luftfeuchtigkeit auf 55% gesenkt werden.

Allen meinen Tieren geht es gut, es sind keine weiteren Ausfälle zu verzeichnen. Gefüttert werden derzeit kleine Medium Heimchen, die auch gut überwältigt werden.

Jedes einzelne Tier hat nach dem Vereinzeln sofort mit dem Anlegen seines Gespinstes begonnen.

Danksagung

Vielen Dank an Vanessa Geyer und Kevin Krieger für das zur Verfügung stellen von Fotos adulter/subadulter Tiere.

Summary

This article presents a breeding report 2017 of the genus/art Encyocratella olivacea. He refutes previous experiences of the Adultsein of the species and shows a successful breeding with under certain posture conditions based on Habitatseckdaten of the occurrence of the species.

Dieser Artikel stellt einen Zuchtbericht 2017 der Gattung/Art Encyocratella olivacea dar. Er widerlegt bisherige Erfahrungen zum Adult Sein der Art und zeigt eine erfolgreiche Zucht mit bestimmten Haltungsbedingungen angelehnt an Habitatseckdaten des Vorkommens der Art.